12. Dezember 2019
Mit dem Rolli-Taxi in den Pitch-Olymp!
Staus, schlechte Luft und Lärm: Unsere Innenstädte kollabieren. Doch wie löst man die Probleme für Klima und Mensch? Dieser Herausforderung stellten sich die Trainees von Daimler Mobility. Gemeinsam mit Studierenden aus ganz Deutschland entwickelten sie bei „The Mobility Hub“ raffinierte Konzepte für eine nachhaltige Mobilität. Am Ende landete die Idee eines Mobilitätsservices für Menschen mit körperlicher Einschränkung auf dem Siegertreppchen. Tim Knutzen aus dem Gewinner-Team blickt auf die drei Tage in Berlin zurück.
So sehen Sieger aus (von links): Kai Ting Chan, Tim Knutzen, Onkar Patil, Daniela Kunz und Dario Gomez Vazquez.
Um zu verdeutlichen, vor welchen Problemen Rollstuhlfahrer stehen, die mobil sein möchten, „rollte“ ich auf einem als Rollstuhl getarnten Sitzhocker und mit dem Handy am Ohr über das Bild. Damit wollte ich zeigen, wie einem verzweifelten Rollstuhlfahrer zumute ist, der ein „barrierefreies“ Taxi bestellen möchte. Na gut, es war jetzt nicht die schauspielerische Einlage, die meine vier Mitstreiter und mich auf das Siegerpodest beim „Mobility Hub“ brachte. Überzeugend war vor allem unsere Idee.
Diese bringt Rollstuhlfahrer und potenzielle Helfer über den Community-Aspekt zusammen, sodass sie endlich spontan und flexibel mobil sein können. Denn Taxis, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind, gibt es kaum. Uns schwebt eine Ride-Hailing-Plattform vor, die in bereits bestehende Mobilitätsservices wie ReachNow integrierbar ist. Der Clou: Wenn ich eine Fahrt teile und gleichzeitig einen Rollstuhlfahrer mitnehme, erhalte ich sogenannte Karma-Punkte, die ich dann für die nächste Fahrt einlösen oder mit denen ich soziale Einrichtungen unterstützen kann.
„Keep Moving“ beim Pitchen: Mit einem Sitzhocker und Handy am Ohr zeigte Tim auf, vor welchen Herausforderungen Rollstuhlfahrer stehen, die eine Mitfahrgelegenheit brauchen.
In den folgenden drei Tagen entwickelten wir in interessanten Diskussionen und partnerschaftlicher Teamarbeit unser Mobilitätskonzept. Als roter Faden diente die durch die Coaches vermittelte Methode „Design Thinking“. Am ersten Tag konzentrierten wir uns darauf, das zu lösende Problem zu konkretisieren. Aus der Problemstellung entwarfen wir dann Ideen und ließen diese in ein gesamtheitliches Konzept einfließen, welches wir dann mit ersten Testpersonen überprüften. Am letzten Tag gaben wir unserem Konzept den Feinschliff und präsentierten es anschließend in einem fünfminütigen Pitch vor der Jury. Als unser Teamname „Keep Moving“ vorgelesen wurde, waren wir überglücklich, dass wir den Wettbewerb mit unserer Idee gewinnen konnten.
Auch die Ideen der anderen Teams hatten die Jury begeistert: Ein On-demand Shuttle Service für Senioren, die im ländlichen Raum leben, eine Art Google Maps für sehbehinderte Menschen, die mittels eines digitalen Blindenhundes geführt werden oder ein unternehmensinternes Mobilität-Abo-Modell, mit dem Firmenangehörige über eine App-basierte Shuttle-Plattform Fahrten für ihre Kinder buchen können.
"The Mobility Hub" in Bildern.
Aber zum Anfang: Wie kam ich dazu, bei „The Mobility Hub" mitzumachen? Ich studiere an der Universität Stuttgart und beschäftige mich in meiner Masterthesis mit neuen Mobilitätssystemen, die den Güter- und Personentransport miteinander verzahnen. Um vielfältige Einblicke in das Thema „Future Mobility“ zu erhalten, recherchierte ich nach entsprechenden Events. Und „The Mobility Hub" überzeugte mich vor allem durch die soziale Aufgabenstellung „Inkludierte Mobilität für benachteiligte Menschen“. Ganz oben stand auch der Gedanke, welche Rolle Mobilitätsdienstleistungen zur Lösung von Verkehrsproblemen und für eine lebenswertere Umwelt in den Städten leisten können.
Ich war einer von 35 Teilnehmern. Laut den Organisatoren hatten sich mehr als 100 Studierende beworben, nicht nur von Hochschulen aus Berlin, sondern aus ganz Deutschland und sogar dem europäischen Ausland. Nach den inspirierenden Einleitungsvorträgen, unter anderem von Daimlers Zukunftsforscherin Prof. Dr. Marianne Reeb, lernte ich mein Team kennen. Die Zusammenarbeit mit meinen Teammitgliedern – eine Mischung aus unterschiedlichen Studiengängen und Nationalitäten – erlaubte uns viele spannende Perspektiven.
Tim beim “Social Mobility Fieldtrip“: Es wurde Hand in Hand mit den Jugendlichen gearbeitet, gescherzt und gelacht, und so unter anderem ein Sofa aus Paletten gebaut.
Viel gerätselt wurde über den Tagespunkt „Social Mobility Fieldtrip“. Das Geheimnis wurde am zweiten Tag gelüftet. Wir fuhren in die Einrichtung „Judith-Auer-Club“, die Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien besuchen. Dort hatten wir an einem Nachmittag Wände gestrichen, Gartenmöbel gezimmert, ein Wohnzimmer für Familien gestaltet, Kettcars gebaut und ein Graffiti angefertigt. Dadurch konnten wir mehr über die Bedürfnisse einer benachteiligten Gesellschaftsgruppe in Bezug auf Mobilität erfahren. Und obendrein war der Perspektivwechsel sehr bereichernd für uns.
Studierende erklären ihre Motivation für die Teilnahme bei "The Mobility Hub".
Rückblickend kann ich sagen, dass ich aus den drei Tagen unheimlich viel mitgenommen habe. Es wurde mir vor allem klar, dass durch Teamarbeit innerhalb kürzester Zeit innovative und durchdachte Konzepte entwickelt werden können. Zudem beeindruckten mich die vielversprechenden Mobilitätskonzepte der anderen Teams. Und nicht zuletzt möchte ich ein großes Dankeschön an die Trainees ausrichten, die dieses wundervolle Event auf die Beine gestellt haben.
Und wie geht es jetzt weiter für uns? Mein Team und ich bekommen ein professionelles Pitch-Training und eine Einladung zu der Innovationsplattform „STARTUP AUTOBAHN“, wo wir für unsere Idee werben und uns von erfahrenen Pitchern für unseren nächsten Auftritt inspirieren lassen werden. Dann soll aber auch ein echter Rolli her – wegen der B-Note!